Nachruf Ossi Schmid, OE3OIA

  • 23.03.20, 16:15
  • ernst Jenner
  •   OE3 - Landesverband Niederösterreich

Nachruf für Ossi

Ossi und mich verbindet seit 1955 eine Freundschaft, die – wie könnte es anders sein – in dem meiner Familie gehörigen Kaffeehaus in Wien, am Rathausplatz, unweit seiner damaligen Wohnung begründet ist.

Er war mein in jeder Beziehung ältester Freund und ich erinnere mich gerne an viele gemeinsame Erlebnisse, an denen auch bis heute unsere Frauen, Traudl und Helga teilgenommen haben.

Ossi

Ein selbstloser und zu jedermann hilfsbereiter Freund.

Ein Turniertänzer, der mit Traudl und uns 2 x den Kaffeesiederball eröffnet hat.

Einmal war dabei meine Frau schwanger, im Jahr darauf Traudl.

Ossi, der meiner Mutter bei der Modernisierung unseres Kaffeehauses half und Hand anlegte, Holzträger für eine Deckenerneuerung samt Bespannung zu bauen, er tapezierte, pinselte und dann sah unser Kaffeehaus dank seiner Aktivität heller, moderner und freundlicher aus.

Er half uns bei der Übersiedelung in unsere neue Wohnung, es genügte eine einzige Fahrt mit einem Citroen Kastenwagen, um unsere Habe vom Parlament ins Stuwerviertel in den 2. Bezirk zu bringen.

Mehrere Schiurlaube in grösserer Runde zu Weihnachten und in den Semesterferien in Lofer brachten winterliche Vergnügen, wobei Ossi auch beim Schifahren das Kunststück gelang, die Zigarillo im Mundwinkel nicht zu verlieren.

Damals war er ein emsiger Amateurfunker und freute sich, wenn oben, auf der Loferer Alm, das Linzer Relais ebenso wie das Relais im Wienerwald „öffnete“ und er von der Bergstation stolz mit seiner sogenannten Handgurke zu Funkfreunden in Wien Kontakt herstellte. Später kam sogar ein Kurzwellengerät dazu, mit dem Ossi international zu allen Kontinenten funkte.



Ossi der Zeitungsmann:

Er gründete im Laufe der Jahre mehrere Fachjournale für Architektur und Bauwesen: die Fachleute sagten, er sei ein Wegbereiter der österreichischen Magazinjournalistik auf dem Gebiet der modernen Architektur gewesen.

Zunächst „ Planen, Bauen, Wohnen“ und dann:

1967 die sehr rasch in Fachkreisen etablierte „architektur aktuell“, die für 25 Jahre ein in Fachkreisen hochbeachtetes Medium war.

In den Siebzigerjahren ein weiteres Fachjournal „Wettbewerbe“, das später eigene Wege ging.

1988 übernahm Ossi das attraktive Hochglanzmagazin „einrichten“ und integrierte dieses nach 3 Jahren aus wirtschaftlichen Gründen erfolgreich in die „architektur aktuell“

Im Herbst 1991, als 55-jähriger fand er, es sei an der Zeit, langsam „ruhiger“ zu werden und verkaufte den erfolgreichen Verlag. 5 Jahre wollte er noch als Chefredakteur verfügbar sein, aber der Käufer führte die erfolgreiche Zeitung innerhalb von 2 Jahren in den Konkurs.

Kurz danach kam das Angebot des ORAC Verlags, ein neues Fachjournal unter dem Titel „architektur“ zu führen. Die Auflage wuchs in kurzer Zeit von 7000 auf 16000 Exemplare.

Nach wenigen Jahren wurde ARCHITEKTUR flügge, Ossi konnte mit gutem Gewissen sein Baby in die Freiheit entlassen und fand bei Trend/Profil eine weitere Aufgabe in der Betreuung des Immobilienteils.

Jetzt kommen wir schon langsam nach Höflein, denn seit dem 1. 8. 2000 haben die Schmid’s sich an der Donau angesiedelt.

Bald danach, auch bedingt durch die kirchlichen Aktivitäten von Traudl, begann Ossi das lokale Pfarrblatt zu produzieren. Erst vor 2 Jahren endete diese Tätigkeit, denn die Pfarren entschieden sich, gemeinsam ein erweitertes Blatt professionell herstellen zu lassen.

Der Kulturverein Höflein bot dem Unruhegeist in den letzten 20 Jahren die Gelegenheit, seine Erfahrungen in der Planung, Organisation und schliesslich Durchführung von kleinen und auch längeren Reisen einzubringen.

Viele Höfleiner und Ossi’s Bekanntenkreis aus Wien haben an lehrreichen Reisen teilgenommen. Der Zuspruch war oft so gross, dass späte Anmeldungen nicht mehr berücksichtigt werden konnten. Seine Ideen werden künftig fehlen.

Die Reisen wären nicht vollständig, würde hier nicht erwähnt werden, dass Ossi schon seit seiner Jugendzeit wasseraffin war. Nicht das Schwimmen im oft kalten Wasser war sein Element, sondern AUF dem Wasser war er viel lieber daheim. Zahllose Segeltörns hat er im Kreis von Gleichgesinnten mitgemacht.

Das Schiffsführerpatent für Motorschiffe auf der Donau hat er schon vor mehr als 50 Jahren erworben, dazu den grossen Segelschein am Meer und der ermöglichte es ihm, gemeinsam mit den „glorreichen 7“ als „1. Österreichische Flaschencrew“ viele fordernde, kulturell wertvolle und auch lustige Törns zu absolvieren.

Viele der anwesenden Trauergemeinde werden seine freundliche Hilfsbereitschaft nie vergessen.

Ossi – Du wirst uns immer fehlen !

(Nachruf verfasst von Ossi's Freund Frank Zoglmann - zur verfügung gestellt von Helmut, OE3UHC)

 

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